Wöchnerinnenschüssel
Deckelschüssel aus braun glasierter Irdenware mit aufgelegten, farbig glasierten floralen Verzierungen. Seitlich horizontal angebracht sind zwei aufgebogene Griffe. Der von innen wie das Gefäß honiggelb glasierte Deckel kann umgedreht als Teller genutzt werden, die drei aufgesetzten Knäufe sorgen in diesem Fall als Füße für einen stabilen Stand.
Die Tradition der Wöchnerinnenschüssel entstand im 15. Jahrhundert in Italien und war auch in fast allen Teilen Europas seit dem 17. Jahrhundert verbreitet. Sie hielt sich noch über das 18. Jahrhundert hinaus. Nach der Geburt galten für Frauen zahlreiche Regeln, Tabus und die Einhaltung einer strengen Diät. Teil des Wochenbetts war der „Kindbettschmaus“ oder „Wochenstubenschmaus“. Frauen aus der Nachbarschaft brachten der Wöchnerin Suppe, Brot und andere Speisen. Geschenke waren ein fester Bestandteil dieses Brauchs. Oft wurde diese in einer für diesen Anlass gefertigten Schüssel, der Wöchnerinnenschüssel, übergeben. Wohlhabendere Familien besaßen Wöchnerinnenschüsseln aus Silber und Zinn, im bäuerlichen Haushalt fand sich hingegen häufig Irdenware. Die oft verzierten Terrinen wurden meist als Erinnerung an die Geburt des Kindes sorgsam im Haushalt aufbewahrt. Zwar ist die Wöchnerinnenschüssel mit vielen der nachgeburtlichen Bräuche aus unserem Alltag verschwunden, der Begriff „Wochenbett“ für die ersten Wochen nach der Geburt eines Kindes hat sich allerdings bis heute gehalten. Diese Wöchnerinnenschüssel ist in der Manier der sogenannten Marburger aufgelegten Technik gefertigt, welche vor allem in Norddeutschland, Schweden und Norwegen bekannt war. Diese Technik zeichnet sich besonders durch aufgelegtes Vogel- oder Blumendekor aus.
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Objektdaten
- Durchmesser 24 cm
- Durchmesser 28 cm
- Höhe 15.5 cm