Stollentruhe
Jede Truhenwand besteht aus einem Brett, Boden und Deckel aus je zwei Brettern. Im Innern der Truhe ist rechts eine tiefe Beilade eingesetzt. Von den elf Deckelbändern dienen vier als Scharnierband. Das Schmetterlingsschloss ist mit sechs Buckelnägeln befestigt, denen siebenblättrige Rosetten unterlegt sind. Am ornamental gestalteten Überwurf befindet sich eine bewegliche Handhabe. Die Deckelkante ist gefasst von einem Eisenband, graviert mit einem Spitzbogenmuster. Die Truhenstollen ziert ein feines Flachrelief aus sich überschneidenden Kreisen mit je zweimal vier eingestellten Blütenrosetten. Den Abschluss des Deckels bildet ein Hobelprofilband und die Außenkanten der Frontstollen sind mit einem schmalen Band versehen. Im Truhendeckel sind Reste von sieben katholischen Andachtsbildchen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts erhalten; unter anderem zu den religiösen Themen "Johannes", Jesus Kindlein" und "Ecce Homo" vom deutschen Kupferstecher Johann Martin Will (1727-1806, Augsburg).
Die ältesten Stollentruhen reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Charakteristisch für ihre Konstruktion sind die vier Bohlen (zu mittelhochdeutsch: "Stolle") der Langseiten, an denen, weit abgesetzt vom Fußboden, die Wandungsbretter aller vier Truhenseiten eingezapft sind. Diese Lilienbandtruhe mit ihrer eleganten, feinen Reliefschnittornamentik auf den Füßen ist ein anschauliches Beispiel der auslaufenden Spätgotik. Ihre Herkunft ist nicht eindeutig belegbar; die katholischen Andachtsbildchen des Deckels machen zumindest eine protestantische Provenienz unwahrscheinlich. So bleiben als mögliche Herkunftsregionen Warendorf und das östliche Münsterland, Wiedenbrück und die katholischen Gebiete des Fürstbistums Osnabrück.
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Objektdaten
- Höhe 100 cm
- Breite 176 cm
- Tiefe 64 cm