Stollentruhe
Hochzeitstruhe des Paderborner Raumes mit Rosettenbeschlag, geschnitzten Stollenfüßen und drei Verschlüssen. Die zusätzlich abschließbare Beilade im Innern ist als ein recht früher Nachfolger des zuvor in der Truhe bewahrten Schreines zu deuten. Wandung, Boden und Deckel bestehen jeweils aus zwei Brettern, der Truhenboden ist der Wandung unterfälzt. Auf der Front sind fünf vertikale und sechs horizontale Rosettenbänder angebracht, die horizontalen reichen dabei über die Truhenseiten bis auf die Rückwand. Neun Rosettenbänder zieren den Truhendeckel, drei der Bänder greifen als Scharnier hinten bis unter den Truhenboden. Um die Deckelkante ist ein Eisenband gefasst. Das Deckblech des Einlassschlosses ist tief konkav ausgezogen mit je einer Blattfahne an Schlüsselfang und Überwurfanlege (letztere ist verloren). Zu beiden Stollenseiten der Truhe sind am Deckel Krampen für ein Vorhangschloss platziert. Als Transporthilfe ist jede Schmalseite mit einem Eisenring an kurzer, beweglicher Stange ausgestattet. An den nur minimal gekürzten Stollenfüßen sind qualitätvolle, durchbrochene Schnitzarbeiten erhalten: halbe Vierpässe, deren Passspitzen in Lilien enden; am An- und Ablauf feingliedrige Blütenrosetten. Im Inneren der Truhe befindet sich auf der linken Seite eine ungewöhnlich tiefe Beilade mit kleinem Schmetterlingsschloss samt Überwurfband mit Kreuzblumenende. Ebenfalls im Innern deckte einst kräftiges Pergament den Wanddurchbruch für das Einlassschloss ab, um Textilien vor Beschädigung durch die scharfen Schlosskanten zu schützen.
Die ältesten Stollentruhen reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Charakteristisch für ihre Konstruktion sind die vier Bohlen (zu mittelhochdeutsch: "Stolle") der Langseiten, an denen, weit abgesetzt vom Fußboden, die Wandungsbretter aller vier Truhenseiten eingezapft sind.
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Objektdaten
- Höhe 93 cm
- Breite 200 cm
- Tiefe 63 cm