Standseitentruhe
Rosettenband-Beschlagtruhe mit geschweiftem Sockelbrett und Blendrahmen auf dem Deckel. Die Bänder sind mit dicken Buckelnägeln besetzt, die großen Sechsblattrosetten mit Resten einer einstigen Verzinnung. Den vier Blechspitzen am Schmetterlingsschloss sind Rosetten angenietet, das Blech ist der Front mit großen Rosettennägeln angeschlagen, dem Überwurf ist eine Rosette aufgesetzt. Die Langseiten bestehen aus je einem Brett, Standseiten und Borden aus je zwei Brettern. Eine Beilade befindet sich im Innern rechts. Von den sieben Deckelbändern dienen drei auch als Scharnierband, das mittlere zudem als Überwurfband. Die Scharnierbänder greifen hinten bis unter den Truhenbogen. Auf der Leiste unter dem Frontbrett ist ein Buckelnagel-Zierbesatz angeschlagen. An den Truhenseiten befinden sich je eine birnenförmige, torsierte, eiserne Schlaufe für den Tragbaum.
Der Korpus von Standseitentruhen wird durch die beiden senkrechten Seitenbretter getragen. Sie sind dazu über den Truhenboden hinaus nach unten verlängert und weisen am unteren Ende oftmals Ausschnitte auf, um einen besseren Stand zu gewährleisten. Truhenboden und Wandbretter sind mit den Standseiten verzapft, vernutet oder verdübelt. Die Truhe aus dem Grenzbereich Westfalen/Hessen-Kassel ist ein prägnantes Beispiel für die Symbiose zweier Kulturströmungen: Aus dem Osten stammt die Standseitenform mit Sockelbrett, aus dem Westen das strenge Beschlagwerk.