Spanschachtel
Die für eine "Haubenschachtel" kleinformatige Schachtel ist handbemalt und trägt auf dem Deckel die Datierung "Anno Domini 1675". Sie präsentiert nahezu formatfüllend im Hochformat die figürliche Darstellung eines Mannes in Zeittracht des 17. Jahrhunderts. Oberhalb der gemalten Figur findet sich zudem die Aufschrift: "Im Namen des Herrn". In der Sockelzone sind Haus- und Siedlungssilhouetten angedeutet. Eine umlaufende, rotbraune Randzone umgrenzt und rahmt das Hauptmotiv. Die aus vier Farben (rot, braun, weiß und schwarz) komponierte Darstellung wirkt aufgrund ihres Erhaltungszustandes eher dunkel, dürfte in ihrer Entstehungszeit allerdings einen farbenfrohen, vielleicht fast plastischen Charakter besessen haben, möglicherweise sind auch weitere Farben oder Farbnuancen der ursprünglichen Farbfassung nicht mehr zu erkennen. Die Zargen sind bei relativ starkem Abrieb flächig braun gefasst und von regelmäßig aufgebrachten, kleinen grünen Tupfen bedeckt. Der Schachtelkorpus ist vollständig.
Diese historische Spanschachtel ist von norddeutscher Provenienz, was sie gemeinsam mit ihrem Alter zu einem besonderen Objekt macht. Spanschachteln sollten später, im 18. und 19. Jahrhundert, größere Beliebtheit erlangen. Als Gebrauchsgegenstand dienten sie in erster Linie der Aufbewahrung von Textilien und Kleidung, Schmuck und Dokumenten im häuslichen Bereich. Häufig wurden auch private Dinge in ihnen verwahrt. Ihre Verwendung ist vergleichbar mit heute gebräuchlichen Papp-, Blech- oder Plastikschachteln. Es gab auch spezialisierte Formen, wie Spanschachteln, die von Apothekern für Pillen und Salben genutzt wurden oder auch Puderschachteln. Einfache Spanschachteln waren in der Regel unbemalt, erst nach und nach setzte sich auch ein dekorativer Zweck durch und sie wurden zum Teil aufwendig bemalt. Später gegen Ende des 18 Jahrhunderts wurden auch Drucke aufgebracht. Ihre Herstellung im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte vornehmlich im südlichen Raum Deutschlands.