Mittwinterhorn
Das Mittwinterhorn ist aus einem Ast gefertigt. Durch das natürliche Wachstum des Astes ist das Horn im unteren Drittel gebogen und verjüngt sich nach oben. Zum Aushöhlen ist der Ast aufgetrennt worden, anschließend wieder zusammengesetzt und in regelmäßigen Abständen mit Rohr oder Schilf umwickelt worden. In die Fuge ist eine Pflanzenfaser zur Abdichtung eingelegt. Die Oberfläche ist braun eingefärbt. Das Mundstück fehlt.
Der dumpfe, dunkle Klang des Mittwinterhorns ist heute vielen Menschen fremd. Vor allem an den Adventssonntagen schallten die festlich melancholischen Töne durch die morgendliche westfälische Landschaft. Die Klänge sollten die Geburt Jesu ankündigen und fanden in der Weihnachtsnacht zum sogenannten "Hochamt" ihren Höhepunkt. Das Mittwinterhornblasen lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen und geht vermutlich auf weihnachtliche Hirtenspiele zurück. Diese Tradition wurde vor allem in den katholisch geprägten Gebieten Nordwestdeutschlands sowie im niederländischen Grenzgebiet Twente ausgeübt. Im 19. Jahrhundert verschwanden die Mittwinterhörner an Weihnachten zunehmend aus der Kirche, da sie als störend empfunden wurden. Um 1900 geriet der Brauch in Vergessenheit, bis der Adventsbrauch in den 1950er-Jahren im Westmünsterland eine allmähliche Wiederbelebung erfuhr.