Kutschkarre
Kutschkarre auch als Gig bezeichnet, für den Transport einer Person. Die leichte Karre besteht aus einer gefederten Achse, an der zwei Speichenräder mit Vollgummireifen laufen und dem darauf aufsetzenden Kastenaufbau. Die ungepolsterte Sitzbank im Karrenkasten bot während der Fahrt nur einer Person und einigen wenigen Gepäckstücken Platz. Gesteuert wurde die Kutsche als "Selbstfahrer" von der auf der Sitzbank hockenden Person, die das zwischen den Scherbäumen (Scherdeichsel) eingespannte Pferd lenkte.
Tonneaus, Gigs und andere Kutschkarren galten um 1900 als leichtgängige und günstige Alltagsfahrzeuge, die häufig als Alternative zur umständlicher anzuspannenden Kutsche für kurze Fahrten zum Markt, zur Kirche oder zur Spazierfahrt genutzt wurden. Als Zweitfahrzeug, häufig aber auch als einzige Kutsche, waren Kutschkarren auf den meisten pferdehaltenden Höfen verbreitet. Darüber hinaus waren sie auch im kleinstädtischen Kontext als Dienstwagen bürgerlicher Berufsgruppen verbreitet, die wie Anwälte, Ärzte oder Pastoren mobil sein mussten. Auffällig bei dieser Kutschkarre sind die Vollgummireifen, die zusammen mit der holzsichtigen Lackierung eine vergleichsweise späte Herstellung nach 1920 vermuten lassen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit erlebten Gigs und Tonneaus ein kurzes Wiederaufleben. Im Münsterland wurden sie aufgrund ihrer eher wohlhabend-besitzbürgerlichen Fahrer:innen spöttisch auch als "CDU-Körken" bezeichnet.