Jagdtrophäe
Die auch als „Kopfschulterpräparat“ bezeichnete Jagdtrophäe zeigt den Hals und den fellbespannten Schädel mit Geweih („Gehörn“) eines Rehbocks. Das Präparat ist auf ein mit geschwungenen Kartuschen verziertes Trophäenbrett aufgesetzt, das die Umrisse des Schädels betonen soll. Die auffällig voluminöse Form des Geweihs kennzeichnet den Bock als „Perückenbock“. Bei dieser seltenen Anomalie verlieren männliche Rehe durch Kastration, Unfall oder Krankheit ihre Hoden und damit die Fähigkeit zur Ausschüttung des für die Geweihbildung entscheidenden Sexualhormons Testosteron. Aufgrund ihrer Seltenheit, des auffälligen Geweihs und ihrer eingeschränkten Lebensfähigkeit sind „Perückenböcke“ bis heute ein häufiges Ziel der Trophäenjagd.
Rehbocktrophäen als Statussymbol einer erfolgreichen Jagd wurden seit den 1890er-Jahren immer populärer. Durch die Klassifizierung von Rehwild zur – heute nicht mehr anerkannten – Kategorie des Niederwilds waren Jagdreviere mit vielen Tieren dieser Kategorie im Vergleich zu Hochwild-Revieren (vor allem Hirschen) günstig zu pachten. Diese Entwicklung fiel um 1900 mit einer breiter werdenden sozialen Zusammensetzung der Jäger:innen zusammen. In Nachahmung des Trophäenkults um repräsentative Hirschgeweihe wurden Rehbock-Trophäen zum „Hirsch des kleinen Mannes mit der Schrotflinte“. Diese Fixierung auf das Geweih männlicher Rehböcke wurde auch durch die zeitgenössischen Trophäenschauen verstärkt und führte immer wieder zum zeitweisen überproportionalen Abschuss von Rehböcken.
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Objektdaten
- Höhe 62 cm
- Breite 34 cm
- Tiefe 31 cm