Fatschenkind
Mit Bändern und in Kissen gewickelte Steckpuppe. Kopf und Unterarme aus Wachs modelliert. Lang gezogener Rumpf aus mit Wolle gestopftem Stoff, an dem die Beine nicht ausgearbeitet wurden. Inkarnatgefärbtes Wachs mit brauner, blauer und roter Farbe bemalt. Die Puppe wurde wie ein Säugling gewickelt und in federgefüllte Kissen eingeschnürt. Die Kleidung besteht aus einer Seidenhaube und einem Laibchen in Weiß.
Die Verehrung von sogenannten Fatschenkindern oder "Jesulein" in unterschiedlichsten Ausgestaltungen hat besonders in Süddeutschland und im Alpenraum eine lange Tradition. Diese liebevoll ausgestatteten Jesuskindfiguren zählen zu den ältesten Zeugnissen der weihnachtlichen Bräuche und sind älter als die heute noch verwendeten Krippen in den Kirchen. In Gedenken an das neugeborene Jesuskind wurden die meist aus Wachs gestalteten Jesusfiguren wie ein lebendiges Kind mit Bändern gewickelt und im Arm oder in der Krippe gewiegt. Dieser Brauch lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Noch heute steht in vielen Kirchen insbesondere Süddeutschlands zusätzlich neben der Krippe ein schmuckverzierter Schrein mit einem Jesulein. Während der Barockzeit erlebte dieser Brauch der Verehrung des gewickelten Jesuskindes einen Aufschwung und solche Glaskästen sind seitdem auch in vielen Bürger- oder großen Bauernhäusern zu finden. Die aus Wachs geformten Fatschenkinder sind in kostbare Bänder gewickelt und mit prächtigem Schmuck verziert. Der Name Fatschenkind kommt vom italienischen Wort "fascia", womit die in der Antike zum Wickeln verwendeten Bänder gemeint waren. Auch wenn die meisten Fatschenkinder üblicherweise sehr prunkvoll ausgestaltet sind und diese Ausführung deutlich schlichter gehalten wurde, deutet die Machart der Wachspuppe auf die Jesusdarstellung als Andachts- und Krippenmotiv hin. Weitere Bezeichnungen sind auch "Jesulein" oder "Trösterlein".