Bodenstanduhr
Bodenstanduhr mit dreiteilig gegliedertem und zweiteilig konstruiertem Gehäuse aus Eiche. Das Gehäuse ist sorgfältig in hellbrauner Holzmalerei gestaltet, wobei mehrfarbige Farbspuren sichtbar sind. Die Front ist im Kassettenbaustil gestaltet, mit verkröpften und abgeschrägten Ecken sowie freistehenden Säulen am Schaft und Kopf. Am Sockel befinden sich verjüngende Pilaster. Die Säulenschäfte weisen eine ausgeprägte Bauchung auf. Die Kassetten der Front sind im Stil des vorrevolutionären Klassizismus gestaltet. Ein großer Kopf mit breiter Glastür enthält das quadratische Zifferblatt mit einem eingezogenen Bogenfeld. Darüber befindet sich ein Abschlussgesims und eine Attika mit einem Giebel und drei Postamenten, auf denen große gedrechselte Urnenvasen stehen. Eine Glocke ist oben auf dem Gehäuse angebracht. Das Ziffernblatt besteht aus lackiertem Eisen, mit einer runden, weißlich gefassten Mitte und den Zahlen I-XII, einem separaten Sekundenblatt und zwei Aufzugslöchern. Die andere Fläche des Blattes ist mit Goldlack belegt und mit zarten Blumen bemalt. Zwei Messingzeiger sind im englischen Stil gefertigt, wobei die Minutenzeiger vermutlich ersetzt wurden. Das Uhrwerk bildet ein Achttagegang mit eisernen Platinen und holländischem Wechselschlag (eine Glocke fehlt). Die Hammerwelle ist oben auf dem Gehäuse befestigt, die Übertragung zum Uhrwerk erfolgt über zwei Kettenzüge.
Diese Bodenstanduhr ist wahrscheinlich für einen großbürgerlichen Haushalt oder einen entsprechenden Bauernhof geeignet, basierend auf ihren Stilformen und Abmessungen. Sie stammt aus dem bergisch-westfälischen Gebiet und zeigt die vorrevolutionäre Stilvariante des Klassizismus, die in den nördlichen Teil Westfalens und den norddeutschen Kulturraum übergeht. Besonders auffällig ist die Gestaltung des Zifferblatts, die sich eng an englische Vorbilder aus der Zeit um 1800 anlehnt. Ähnliche Merkmale sind bei einigen Halbpendulen in Ostfriesland und vereinzelten Standuhren in dieser Region nachweisbar.