Bodenstanduhr
Der Kopf dieser Bodenstanduhr aus dem Jahr 1797 ist komplett abnehmbar. Der Unterkasten (1800-1840) wurde später passend für den Kopf angefertigt. Das Gehäuse ist dreiteilig gegliedert und aus Eiche konstruiert. Der Pendelkasten ist konisch verjüngt. Die Tür mit rundem Pendelfenster besteht aus einem Brett. Die Holzimitationsmalerei mit mehreren Farbfassungen ist vermutlich um 1900-1920 aufgebracht worden. Das Ziffernblatt bildet eine quadratische eiserne Ziffernblattplatte mit eingezogenem Bogenfeld mit jüngerem braunen Anstrich. Die Eckappliken wurden grob aus Zinn gegossen und mit Silberbronze überstrichen. Sie zeigen zwei Putten, die eine Krone halten. In eine sehr kleine Signaturscheibe ist "JCW 1797" graviert. Die Gravur ist wie die Zahlen ehemals mit dunkler Harzmasse gefüllt. Der Zahlenreif ist aus Zinn gearbeitet mit den Zahlen I-XII und 5-60. Im Inneren ist eine Viertelstundenangabe mit den Zahlen 1-4 zu sehen. Die gegossenen Messingzeiger sind im Barockstil, der Minutenzeiger ist beschädigt. Unter den Zeigern liegt eine Weckerscheibe aus Messing mit den Zahlen 1-12. Das Uhrwerk besteht aus einem eisernem, relativ schmalen Platinenwerk für Langpendel und einem Seilaufzug. Das Schlagwerk ist rechts angeordnet. Das Weckerwerk ist an einem der quadratischen Platinenpfeiler angeschraubt. Eine hölzerne Rolle ist für den Seilzug des Weckers.
Bodenstanduhren, auch als Haus-, Dielen- oder Küchenuhren bezeichnet, wurden ab dem Ende des 17. Jahrhunderts zuerst in England, den Niederlanden und kurz darauf auch in Deutschland beliebt. In unterschiedlicher Bauweise und Qualität fanden sie zunehmend Verbreitung. Sie waren im Bürgertum und bei wohlhabenden Bauern fester Bestandteil der Einrichtung und wurden als Möbelstück häufig passend zur übrigen Raumeinrichtung angefertigt. Bei sorgfältiger Ausführung konnten die Bodenstanduhren bereits um 1700 durch die langen Pendel die Uhrzeit sehr genau anzeigen. Das auf dem Boden aufgestellte, geschlossene Holzgehäuse schützt die Gewichte, die Pendel und das Uhrwerk selbst. Die sonst ungewöhnliche Gravur der Minuten als vier Punkte in Kleeblattanordnung findet sich bei einer Standuhr aus Herford im Städtischen Museum. Für eine Herkunft aus der Osnabrücker oder ostwestfälischen Region spricht der Verzicht auf eine eigene Bodenplatte beim Kopf, hier ist das Haltebrett für das Werk zugleich der Unterboden. Der Uhrenkopf vertritt einen Typ, der üblicherweise 1770 bis 1780 anzutreffen ist, daher ist er trotz der Datierung auf 1797 dieser Gruppe zugeordnet.