Anders Montan: Wohnstube in Horn
Das querformatige Gemälde von 1894 zeigt die Wohnstube eines Bürgerhauses in Horn. Die Stube hat zwei Fenster und ein weiteres kleines Fenster rechts; demnach hat die Stube eine "Utlucht", also einen erkerartigen Vorbau, der in die Straße ragt. Vor der Fensterwand sitzt ein älteres Paar in Tracht an einem Tisch, der Mann (links) raucht Pfeife, die Frau (rechts) liest in einem Buch. Er trägt einen Hut und ist bekleidet mit einer dunklen Hose und einer hellen Jacke, vielleicht aus Leinen, sowie einem blauen Hemd und einem roten Halstuch. Die Frau trägt eine weiße Haube und einen dunkelblauen Rock mit Oberteil. Die Stube ist mit einem Tisch und drei Stühlen möbliert, rechts ist ein Hinterladerofen auf einem steinernen Ofenfuß zu sehen, der mit einem gemauerten Ofenpfeiler in die Wand eingemauert ist. Der gusseiserne Kastenofen zeigt Riffelmuster auf den Platten, vermutlich handelt es sich um ein Produkt der Altenbekener Eisenhütte, die in Lippe weit verbreitet waren. Über und neben dem Ofen hängen Kleidungsstücke zum Trocknen, auf dem Ofen steht eine Kaffeekanne aus braun glasierter Keramik. Die zugehörigen Tassen stehen auf dem Sims des Ofenpfeilers. Die dunkelbraun gestrichenen Fenster haben rote Gardinen, die an Schnüren in Kämpferhöhe aufgehängt sind. An den Wänden zwischen und links von den Fenstern hängen zahlreiche gerahmte Bilder und ein Spiegel. Über dem kleinen Fenster rechts hängt ein Heft (Kalender) an der Wand. Die Wände der Stube sind leuchtend gelb getüncht mit einem knöchelhohen, dunkelgrauen und gelb getupften Sockel. Auch der Ofenpfeiler hinter dem Stubenofen zeigt diese dunkle Farbe mit gelben Tupfen. Den Übergang von der gelben Wand zu der weiß getünchten, verputzten Balkendecke bildet eine rote Begleitlinie. Das Gemälde ist unten links signiert: "A Montan. 94 -". Der breite Rahmen besteht aus schwarz gebeiztem Eichenholz und hat ein vergoldetes Profil mit Perlrand an der Innenseite.
Der schwedische Maler Anders Olsson Montan (1845-1917) ist der spätromantischen "Düsseldorfer Schule" zuzurechnen, er malte vorzugsweise Landschaften und ländliche Genrebilder und Interieurs, etwa von Bauernhäusern oder Schmieden. Zwischen 1891 und 1916 kam er regelmäßig im Sommer in die lippische Kleinstadt Horn, um dort zu malen. Das querformatige Gemälde von 1894 zeigt ein älteres Paar in der Wohnstube eines Bürgerhauses in Horn. Die detaillierte Darstellung des Interieurs der Stube macht über den künstlerischen Wert hinaus den besonderen dokumentarischen Wert des Bildes aus. Die auffällige Farbgestaltung der Stubenwände in "pompejanisch Gelb" wurde bei der Rekonstruktion der Wandfassung in der Stube des Handwerkerhauses aus Blomberg (A 59) im LWL-Freilichtmuseum Detmold zugrunde gelegt. Insgesamt befinden sich fünf Ölgemälde des Malers Anders Montan in der Sammlung des LWL-Freilichtmuseum Detmold. Darunter beispielweise die Darstellung einer Schmiede (Inv.Nr. 1990:1405).
Schlagworte
Objektdaten
- Höhe 87 cm
- Breite 104 cm
- Tiefe 7 cm